Tipp aus Newsletter 01/2017 vom 20.04.2017
„Sich eine Demokratie ohne Diskurs vorstellen, das ist ähnlich albern wie ein Klavier ohne Tasten“, sagt Bundestagspräsident Norbert Lammert und bringt damit das Wesen unserer Gesellschaftsform auf den Punkt. Was es bedeutet, wenn der Diskurs nicht mehr stattfindet, erleben wir gerade vielerorts: Wahlen, vor denen die Opposition mundtot gemacht wird; Politiker*innen, die die Staatsmedien zu ihren Gunsten lenken.
„Eine Demokratie braucht Menschen, die kritische Fragen stellen. Menschen, die ihre Meinung sagen und sich mit den Meinungen anderer auseinandersetzen. Menschen, die zuhören und reden können. Menschen, die fair und sachlich debattieren.“ – Jugend debattiert
Diese Fähigkeiten scheinen uns ein ganzes Stück verloren gegangen zu sein, auch der neuen Technologiekonzerne wegen. Beeinflusst durch Facebook, Twitter & Co. verharren wir in unseren Filterblasen und nehmen die Meinungen Andersdenkender kaum mehr wahr.
Was liegt da näher, als die faire und sachliche Debatte wieder zu beleben – zum Beispiel im Debattierclub? Vorrangig an Hochschulen beheimatet, doch bei weitem nicht nur für Studierende bestimmt, gibt es inzwischen über 60 solcher Clubs, in denen rhetorische Fähigkeiten sowie Analyse- und Argumentationskompetenzen trainiert werden. Deswegen unser Tipp: Einfach mal das Stichwort „Debattierclub“ plus die nächstgelegene Stadt in eine Suchmaschine tippen oder im Verzeichnis des VDCHs nachsehen und beim nächsten Treffen vorbeischauen. Vorkenntnisse braucht man keine und es muss ja auch nicht gleich eine Debattierwettkampfkarriere draus werden.
Wenn du in deiner Nähe aber keinen Debattierclub hast, kannst du es wie die Kölner*innen machen. Die haben im vergangenen Jahr die Initiative Köln spricht gegründet und veranstalten einmal im Monat eine „demokratische Speakers’ Corner“. Am 1. Mai steht das erste Jubiläum an, das mit einem Festival der Demokratie am Aachener Weiher gefeiert wird. Warum den Feiertag nicht für einen Kölnbesuch nutzen, sich inspirieren lassen und etwas ähnliches in deiner Stadt oder Gemeinde starten? Die Veranstalter*innen von „Köln spricht“ unterstützen sicher gerne.