Was tun gegen Alltagsrassismus?!

Wie du als weißer Mensch rassismuskritischer denkst und handelst

Viele sagen, Heimat ist für sie da, wo sie sich nicht erklären müssen. Doch Schwarzen Menschen und People of Color (PoC) wird in Deutschland alltäglich abverlangt, sich zu erklären: „Woher kommst Du? Wo sind Deine Wurzeln?“ Was macht das mit einem Menschen, wenn man in der eigenen Heimat nicht akzeptiert wird? Wenn einem durch solche Fragen fortwährend signalisiert wird: Du bist nicht von hier, Du bist „anders als wir“? Wenn neben Grenzüberschreitungen und Mikroaggressionen, rassistische Diskriminierungen Teil des Alltags sind?

Don’t touch my hair heißt der Song, den die Künstlerin Solange Knowles dem Umstand gewidmet hat, dass Schwarzen Menschen und PoC oftmals von Unbekannten unvermittelt in die Haare gegriffen wird. Nein, das passiert nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Genauso werden nicht-weiße Menschen immer wieder für ihre guten deutschen Sprachkenntnisse gelobt, unbeachtet, dass es sich dabei um ihre Muttersprache handeln könnte. Eine weitere Tatsache ist es, dass Schwarze Kinder oder Children of Color in der Schule doppelt so viel Einsatz zeigen müssen, um die gleiche Anerkennung für ihre Leistungen zu erhalten, wie ihre weißen Mitschüler*innen. „Tanzen und trommeln, das liegt Euch doch im Blut“ – solch eine Zuschreibung von „natürlichen Veranlagungen“ aufgrund der Hautfarbe ist nur vermeintlich als Kompliment gedacht. Und nicht selten erhalten Wohnungsbewerber*innen mit „fremdklingenden“ Namen erst gar keinen Termin für eine Besichtigung… . Es gibt eine Menge rassistische Diskriminierungen in Handeln, Denken und Sprache, die wir in unserem Alltag reproduzieren, denn struktureller Rassismus ist ein tief sitzendes Problem unserer Gesellschaft.

Dabei bedarf es keiner bewusst rassistischen Absicht, um sich entsprechend zu äußern. Wir verletzen Menschen, ohne es zu merken, weil wir dahingehend keine Sensibilität entwickelt haben. Bei Widerstand reagieren wir nicht selten mit Unverständnis und wechseln in die Defensive: „Das war nicht so gemeint. Ist das nicht etwas überempfindlich? Ich bin doch kein Rassist!“ Nur – wer entscheidet, wann etwas als rassistisch empfunden werden darf? Unbestreitbar doch diejenigen, die sich davon getroffen fühlen.

Was empfinden Schwarze Menschen und PoC als verletzend und grenzüberschreitend? Wo und wie passiert sowas? Wie ist Rassismus entstanden? Und was bedeutet struktureller und institutioneller Rassismus? Wenn man sich als weißer Mensch in das Thema einliest, ist das kein schönes Gefühl. Zu Scham und Erschütterung gesellt sich ein Empfinden des Sich-ertappt-fühlen. Eine zu kurz gedachte Definition von Rassismus hat in Deutschland dazu geführt, dass rassistisches Handeln erst dann als solches eingestuft wird, wenn die Intention als bewusst rassistisch identifizierbar ist.

Was also tun? Informier dich, benenne Rassismus, wenn du ihn erkennst, beziehe Position, sensibilisier dich für deine Privilegien und reflektiere, wie du selbst in rassistische Strukturen eingebunden bist. Und vor allem: Hör zu, wenn Betroffene darüber sprechen, dass und wodurch sie sich verletzt, ausgegrenzt oder ungleich behandelt fühlen. Wir haben einiges zusammengestellt, das dir dabei helfen kann:

Perspektivenwechsel – Afro.Deutschland
Wie ist es, als Schwarzer Mensch in Deutschland zu leben und was bedeutet es, in der eigenen Heimat nicht akzeptiert zu werden? Für die Doku „Afro.Deutschland“ hat sich Moderatorin Jana Pareigis ausschließlich mit Schwarzen Deutschen darüber unterhalten: Rapper Samy Deluxe, Zeitzeuge Theodor Michael, Esther Donkor vom Blog KrauseLocke, Profi-Fußballer Gerald Asamoah und weitere erzählen davon, wie ihnen Rassismus im Alltag begegnet. Der 40-minütige Film ist in der Mediathek der Deutschen Welle kostenlos verfügbar. Ein eindrücklicher Einstieg in das Thema Alltagsrassismus.

FILM ANSCHAUEN

Warum Sprache politisch ist
Wenn hier im Beitrag von Schwarzen Menschen und People of Color die Rede ist, dann sind das souverän gewählte Selbstbenennungen von nicht-weißen Menschen. Schwarz mit großem „S“ geschrieben meint nicht die Farbe, sondern ist ein politische Bezeichnung (mit weiß kursiv geschrieben verhält es sich in diesem Beitrag übrigens genauso). Auch People of Color beschreibt nicht die Hautfarbe, sondern ist eine selbstbestimmte Bezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrung innerhalb einer weißen Mehrheitsgesellschaft.

Wo könnt ihr mehr darüber erfahren? Der Braune Mopp – eine media-watch Organisation mit bewusst provokativ gewähltem Vereinsnamen – beantwortet häufige Fragen zu Rassismus: Warum z.B. „farbig“ keine diskriminierungsfreie Beschreibung ist und warum Schwarze und PoC nicht gleich Ausländer sind. Auf der Webseite könnt ihr einiges zu Sprache und Selbstbezeichnungen lesen.

Dennoch ist das alles kein Garant für „da kann ich nichts mehr falsch machen”. Sprache ist ein dynamischer Prozess und das kann durchaus verwirrend sein. Auch das Verfassen dieses Beitrags war nicht einfach, weil unsere Bedenken groß sind, sich mit einer weißen Perspektive unbedacht auszudrücken. Es gibt keine globale Absprache darüber, ob und wie Menschen sich selbst benennen möchten. Selbstbezeichnungen entstehen und etablieren sich, das heißt jedoch nicht, dass sich jede*r damit wohlfühlt. Im Zweifel einfach nachfragen.

FAQ RASSISMUS UND SPRACHE

Sensibilisierung – mach Dir Deine Privilegien bewusst

  • Wenn ich eine Wohnung/eine Arbeitsstelle suche, stellt mein Weißsein dabei kein Hindernis dar.
  • Wenn ich einen Wochenendausflug/Urlaub plane, muss ich mir keine Gedanken darüber machen, an welchem Ort ich als Weiße*r sicher bin.
  • Ich werde nicht gefragt, für alle Menschen meiner Hautfarbe zu sprechen.
  • Ich werde nicht darauf aufmerksam gemacht, dass meine Körperform und/oder mein Körpergeruch meine Hautfarbe reflektieren.
  • Ich muss meine Kinder nicht lehren, aufmerksam zu sein bzgl. des strukturellen Rassismus, um sie zu schützen.
  • Wenn ich als Führungskraft eine geringe Glaubwürdigkeit habe, kann ich ziemlich sicher sein, dass mein Weißsein nicht das Problem ist.
  • Ich kann mir über Rassismus Gedanken machen, ohne als eigennützig oder selbstsüchtig gesehen zu werden.
  • Ich fühle mich willkommen und „normal“ in den üblichen Bereichen des öffentlichen Lebens.
  • Ich kann ein teures Auto fahren, ohne für kriminell gehalten zu werden.
  • Ich habe die Wahl, mich mit Rassismus auseinander zu setzen, wenn ich möchte. ¹

Dies sind nur einige Privilegien, welche die Wissenschaftlerin Peggy McIntosh 1988 erstmals in ihrem Essay „White Privilege: Der unsichtbaren Rucksack“ reflektiert hat. Um Rassismus zu erkennen, ist es ein wichtiger Schritt, sich die eigenen weißen Privilegien bewusst zu machen. Nicht alle Privilegien sind für jeden weißen Menschen zutreffend, trotzdem ermöglichen sie eindrücklich, die mit der Hautfarbe verbundene Bevorteilung kritisch zu hinterfragen und zu verstehen, mit welchen Herausforderungen und Grenzüberschreitungen sich Schwarze Menschen und PoC täglich konfrontiert sehen.

Eine Übersetzung ins Deutsche der von Peggy McIntosh aufgelisteten weißen Privilegien findest Du auf dem Blog sanczny. Die hier zitierten Ausschnitte sind Teil der Übersetzung aus dem Buch exit Racism.

Reflektion und Selbstkritik – exit Racism
All das hier Erläuterte und noch viel mehr ist Inhalt des Buches „Exit Racism: Rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette, das wir unbedingt empfehlen möchten. Dieses Buch fordert Dich aktiv dazu auf, Deinen Standpunkt zu reflektieren und das „Happyland“ hinter dir zu lassen, in dem wir – blind für rassistische Strukturen – leben.

„Happyland ist ein Bewusstseinszustand. Menschen, die von Rassismus nicht betroffen sind, sind damit aufgewachsen zu denken: Rassismus ist ganz böse, das verurteilen wir, das ist irgendwie in der rechten Ecke und hat mit mir nichts zu tun. Aber wenn man sich mit Rassismus beschäftigt, merkt man: die Sprache, die ich benutze, ist rassistisch, meine Kinder- und Schulbücher waren rassistisch. Ich kann nicht mehr darin verharren, dass Rassismus nichts mit mir zu tun hat. Dann lebt man nicht mehr im Happyland.“ erklärt Tupoka Ogette im Interview mit dem Emotion-Magazin.

Im Buch erläutert sie, wie und warum Rassismus mit dem Kolonialismus entstanden ist, warum wir uns gerade in Deutschland so schwer tun mit der Tatsache Rassismus und warum zum Beispiel „Hautfarben nicht sehen wollen“ keine Lösung darstellt. Verschiedene weiterführende Medien, wie Filme und Webseiten sind als interaktiver Teil in die Kapitel eingebunden und ergänzen wertvolle und Augen öffnende Inhalte.

„Exit Racism“ ist in vielfältiger Hinsicht ein „Arbeitsbuch“, denn es macht etwas mit dir. Wenn du die letzte Seite gelesen hast, wird es weiter in dir arbeiten und du wirst dich selbst dabei beobachten können. Im besten Falle jeden einzelnen Tag. Wir sagen: Unbedingt lesen!

„EXIT RACISM“-BUCH

AUCH ALS HÖRBUCH


Buchautorin Tupoka Ogette leitet zusammen mit ihrem Ehemann Stephen Lawson immer wieder verschiedene Workshops zu rassismuskritischem Denken und Handeln. Termine könnt ihr auf Tupoka Ogettes Webseite einsehen.

¹„Exit Racism: Rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette, Unrast Verlag 2017, Seite 68-69

Bildquelle Beitragstitel: © Christian Fregnan / zu sehende Werke © Zanele Muholi, Stedelijk Museum Amsterdam 2017

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Sachen sinnvoll spenden

Gerade zum Jahresbeginn misten viele Menschen aus und trennen sich von Dingen, die sie nicht mehr brauchen, jedoch noch gut funktionieren – und sich somit als Sachspende eignen. Nur wohin nun damit, wo kommen meine Sachen in gute Hände, die sie gebrauchen können? Altkleidercontainer sind oft, aber nicht immer eine gute Lösung, denn verschiedene Recherchen haben in den letzten Jahren aufgedeckt, dass häufig nur ein kleiner Teil der gespendeten Kleidung bei bedürftigen Menschen landet. Stattdessen wird ein Großteil verkauft, u.a. in Länder, deren lokale Textilindustrie dadurch massiv beeinflusst wird. Es ist kompliziert! Deswegen haben wir einige Quellen zusammengestellt, die etwas Orientierung beim Spenden geben.

Wohin damit?
Der Name ist Programm, denn dieses Online-Portal hilft dir dabei, in deiner Region die passende soziale Organisation zu finden, bei der du deine Sachspenden abgeben kannst. Das Prinzip ist simpel: Du wählst aus, was du spenden möchtest (Möbel, Spielzeug, Kleidung, Elektronik usw.), gibst deine Postleitzahl ein und erhältst eine Kartenübersicht gemeinnütziger Einrichtungen in deiner Umgebung. „Wohin damit?“ ist eine tolle, private non-profit Initiative und eine große Hilfe bei der Recherche vor dem Spenden!

WOHIN DAMIT?

 

FairWertung
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten aussortierte Kleider zu spenden, allerdings ist das oft eine undurchsichtige Sache: Welche Organisation hinter dem Container um die Ecke steckt und was mit der Kleidung anschließend passiert, ist oft unklar.

Deswegen setzt sich FairWertung für Transparenz und Übersicht ein: Der Dachverband ist ein Zusammenschluss gemeinnütziger Kleidersammler aus ganz Deutschland. Alle Mitgliedsorganisationen verpflichten sich zur Einhaltung verschiedener Kriterien, die sicherstellen, dass die gesamten Spenden sowie die Erlöse aus dem Verkauf der Textilien für soziale und karitative Zwecke eingesetzt werden. Im Gegenzug dürfen diese Organisationen ihre Container und Abgabestellen mit dem Siegel von FairWertung kennzeichnen – eine gute Orientierungshilfe für Spender*innen. Über die Suchfunktion der Webseite findest du die nächste Abgabemöglichkeit in deiner Nähe:

ABGABEMÖGLICHKEIT FINDEN

 

Deutsche Kleiderstiftung – Altkleider per Paket spenden
Die Deutsche Kleiderstiftung (übrigens auch ein Mitglied von FairWertung) sammelt seit über 60 Jahren Altkleider, vor allem im Rahmen von kirchlichen Sammlungen. Neu ist, dass Kleidung nun auch per Postpaket gespendet werden kann – und zwar kostenlos! Dazu druckst du über die Webseite einfach einen Paketschein aus und schickst deine Spende ein. Möglich ist das schon ab 5 kg. Das ist vor allem praktisch, wenn es in deiner Nähe keinen Abgabeort gibt, an den du guten Gewissens spenden möchtest.

PAKETSCHEIN ANFORDERN

 

Oxfam Shops
In vielen deutschen Städten nehmen Oxfam Läden Sachspenden entgegen. Diese Secondhand-Waren wie Kleidung, Haushaltsgegenstände, Bücher, Medien und vieles mehr werden dort von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen verkauft. Die erwirtschaftet Einnahmen kommen der entwicklungspolitische Arbeit von Oxfam Deutschland e.V. zugute. Die Oxfam Webseite und der Shop-Finder geben dir eine gute Übersicht, was du wo spenden kannst.

OXFAM SHOP IN DEINER NÄHE

 

Bücherpiraten – Kinder- und Jugendbücher spenden
Gut erhaltene Kinder- und Jugendbücher kannst du an die Bücherpiraten in Lübeck schicken. Der Verein betreut verschiedene Initiativen, die Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Geschichten und Literatur eröffnen möchten. Finanziert werden diese pädagogischen Projekte u.a. durch die Erlöse aus dem zugehörigen Benefiz-Buchladen des Vereins. Du kannst deine Bücher auf dem Postweg spenden oder persönlich vorbeibringen. Alle Details zur Bücherspende findest du auf der Webseite des Vereins.

BÜCHER SPENDEN

 

Bildquelle: © Makistock / Fotolia

Mitmischen möglich: Die Bürgerbeteiligung

Radfahrer auf dem Tempelhofer Feld © modi74 via pixabay.com

Tipp aus Newsletter 09/2017 vom 21.09.2017

Wir leben in einer so genannten repräsentativen Demokratie. Das heißt, dass wir als Bürger*innen nicht selbst politische Entscheidungen treffen; das tun die von uns auf Zeit gewählten Vertreter*innen der Parteien. Es gibt aber auch in dieser indirekten Demokratie jede Menge Möglichkeiten, am politischen Geschehen mitzumischen. An allererster Stelle steht natürlich das Wählen, denn damit entscheiden wir, wer für uns entscheidet – und wer nicht. Und dann gibt es da noch die so genannte Bürgerbeteiligung, die es uns ermöglicht, politische Entscheidungen und Planungsprozessen mitzugestalten.

Auf kommunaler Ebene und bei Bauvorhaben ist das in unserem Land sogar gesetzlich vorgeschrieben. Soll zum Beispiel eine Bahntrasse oder ein Stromnetz durch eure Gemeinde gebaut werden, müssen die Netz- und Streckenbetreiber euch schon in der Planungsphase einbeziehen. Umgekehrt habt ihr als Bürger*in einer Kommune das (verbriefte) Recht, einen Bürgerantrag zu stellen oder mithilfe eines Bürgerbegehrens einen Bürgerentscheid herbeizuführen und so zum Beispiel einen Beschluss eures Stadt- oder Gemeinderats zu kippen. Die Berliner*innen haben auf diese Weise verhindert, dass der ehemalige Tempelhofer Flughafen bebaut wird.

Neben dieser formellen Bürgerbeteiligung gibt es noch die „informelle“. Eine Bürgerinitiative ist ein typisches Beispiel dafür. Hier schließen sich Bürger*innen zusammen, um ein gemeinsames Anliegen voranzubringen, etwa die Durchsetzung einer Spielstraße oder um Flüchtlingen zu helfen. Auch das ehrenamtliche bzw. freiwillige Engagement in einem Verein, einem Verband oder einer anderen Organisation sind Formen der Bürgerbeteiligung.

Wie man eine Bürgerinitiative, einen Verein oder Verband startet, was man dabei wissen muss, welche Fördermöglichkeiten es gibt – das und mehr erfahrt ihr über den Wegweiser Bürgergesellschaft der Stiftung Mitarbeit.

PRAXISHILFEN FÜR DEIN ENGAGEMENT

 

 

Foto: © modi74 via pixabay.com

Wählen ist die beste Wahl

Screenshot wahlbingo.bpb.de © Bundeszentrale für politische Bildung

Tipp aus Newsletter 09/2017 vom 21.09.2017

Es sind nur noch wenige Tage bis zur Wahl und jetzt kommt es besonders darauf an, viele Menschen zum Wählen zu bewegen. Kennt ihr Nichtwähler*innen? Bekennende oder Unmotivierte oder solche, die sich orientierungslos fühlen? Laut einer Bertelsmann-Studie hängt die Frage „Wählen oder Nichtwählen“ erheblich davon ab, in welchem Umfeld man lebt und ob unter Freund*innen und in der Familie über Politik gesprochen wird.

„Parteien sind doch alle gleich! Meine Stimme ist egal! Wählen ändert nichts!“ BINGO! Wenn eure Bekannten, Verwandten oder Freund*innen so reden, dann weist sie doch auf das Wahlbingo der Bundeszentrale für politische Bildung hin – und schaut euch das Tool selbst einmal an. Es zeigt auf spielerische Art, wie ihr argumentieren und Leute zum Wählen motivieren könnt.

All jene, denen die Wahl schwer fällt, weil sie nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben sollen, möchten wir den Kandidaten-Check ans Herz legen. Anders als die„…O-Maten“ geht es bei diesem Tool um die Kandidat*innen aus deinem Wahlkreis und du erfährst, was sie zu bestimmten Themen (z.B. Mietpreisbremse oder Fahrverbote) denken. Wir finden das eine super Möglichkeit sich zu orientieren und noch einmal rückzuversichern.

Wenn dir deine Wahlentscheidung leicht fällt, dann wollen wir dich ermutigen, darüber zu sprechen. Wir haben in den letzten Wochen die Erfahrung gemacht, dass es anderen schon allein helfen kann, ihnen die eigene Entscheidung mitzuteilen und zu begründen.

ZUM WAHLBINGO

 

Bildquelle: Screenshot wahlbingo.bpb.de © Bundeszentrale für politische Bildung

Für Journalismus zahlen

Correctiv Newsletter auf iPad

Tipp aus Newsletter 09/2017 vom 21.09.2017

Es hat seinen Grund, warum in Staaten, die ins Autoritäre abrutschen, als erstes die freie und kritische Presse unterdrückt wird. Wo es keine unabhängigen Medien mehr gibt, kann Macht nicht mehr hinterfragt und die Öffentlichkeit nicht mehr informiert werden. Darum sollte uns ein unabhängiger Journalismus viel wert sein. Ihn finanziell zu unterstützen, ist eine der einfachsten und direktesten Möglichkeiten, sich für eine demokratische Gesellschaft zu engagieren.

Das kann über klassische Medien wie Tages- oder Wochenzeitungen passieren, gedruckt, digital oder beides. Wir sind große Fans von investigativen Journalismus-Projekten wie Correctiv, die man mit einem monatlichen Beitrag unterstützen kann. Correctiv hat über die letzten Jahre mit zahlreichen umfassenden Recherchen vom Klimawandel über von der Pharmaindustrie bezahlte Ärzte bis zur AfD unser Wissen über diese Themen deutlich vertieft. Auch Medienprojekte wie Krautreporter und Perspective Daily machen guten Journalismus.

Übrigens, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind eine tragende Säule der Informationsversorgung in diesem Land. Deswegen zahlen wir gerne die Rundfunkgebühren, auch wenn wir durchaus Reformbedarf sehen.

CORRECTIV MITGLIED WERDEN

 

Bildquelle: Screenshot Coorectiv Newsletter „Spotlight

StrassenWAHL

Tipp aus Newsletter 08/2017 vom 07.09.2017

Das Wahlrecht ist das „vornehmste aller Rechte des Bürgers im demokratischen Staat”. So formulierte es das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1951. Und dieses „noble Recht“ gilt auch für jene, deren Lebensumstände wenig „vornehm“ sind: Menschen ohne festen Wohnsitz. Aus rechtlicher Sicht mag das selbstverständlich scheinen. Doch viele Menschen, die auf der Straße leben, wissen nicht, dass ihre Stimme am 24. September genauso zählt wie unsere. Das will der gemeinnützige Verein StrassenBLUES e.V. ändern: Mit Flyern, Plakaten und vor allem im persönlichen Gespräch will das Vereinsteam Wohnungs- und Obdachlose über ihr Recht informieren und zum Wählen motivieren. Dabei soll auch der Wahl-O-Mat zum Einsatz kommen (Tablet sei dank).

StrassenBLUES e.V. ging aus einer Fernsehreportage von Nikolas Migut hervor. 2012 drehte der Filmemacher in der Berliner Bahnhofsmission am Zoo. Dort begegnet er dem obdachlosen Alex. Der auf Basis dieser Begegnung entstandene Kurzfilm  „Alex – Halbes Vertrauen“ (2014) berührte viele Menschen. Wieder und wieder erkundigten sie sich, wie es ihm gehe, und so machten sich Migut und seine Frau schließlich auf die Suche nach ihm. Im Januar 2015 trafen sie ihn in Neumünster wieder; auf Alex‘ Wunsch hin dokumentierten sie das Treffen mit der Kamera. Daraus ist das halbstündige Filmporträt Straßenblues und schließlich der gleichnamige Verein entstanden.

Ziel und Idee von StraßenBLUES ist es, die Kreativität obdachloser Menschen zu fördern und mit ihnen soziale Innovationen zu entwickeln. Wir finden diesen Ansatz großartig – und würden uns freuen, wenn ihr sie bei ihrem aktuellen Projekt zur Bundestagswahl unterstützt.

OBDACHLOSEN ZUM WAHLRECHT VERHELFEN

 

Bildquelle: © David Diwiak / StrassenBLUES e.V.

Digitale Wahlhelfer

Illustration eines Digitale Wahlhelfer-Screens

Tipp aus Newsletter 08/2017 vom 07.09.2017

Knapp jede*r zweite Wahlberechtigte*r (46%) wusste im August noch nicht, wen sie/er wählen soll (Quelle). Vielleicht geht es dir, deinen Freund*innen oder Bekannten ähnlich? Dann könnte dieser Tipp besonders nützlich für euch sein. Denn es gibt zahlreiche digitale Informationsangebote, die bei der Wahlentscheidung helfen können.

Im Prinzip funktionieren alle gleich: Um deine politische Einstellung zu ermitteln, wird deine Haltung zu verschiedenen Thesen erfragt: Wie stehst du zum Beispiel zum Ausbau erneuerbarer Energien? Sollen sie dauerhaft finanziell vom Bund gefördert werden? Stimmt ihr zu? Lehnt ihr ab? Steht ihr neutral gegenüber oder ist euch „wumpe“ (= überspringen)? Am Ende seht ihr, wie groß die prozentuale Übereinstimmung zwischen euch und den Parteien ist.

Wenngleich die Mechanik der digitalen Wahlhelfer sehr ähnlich ist, inhaltlich unterscheiden sie sich:

Wahl-O-Mat
Der Klassiker wird von der Bundeszentrale für politische Bildung zu allen Land- und Bundestagswahlen herausgegeben. Nachdem du die knackig formulierten Thesen beantwortet hast und weißt, welche Parteien dir am nächsten sind, kannst du dich in ihre Programme vertiefen. Du kannst bis zu acht Parteien (von insgesamt 32!) auswählen und erfahren, wie diese zu einzelnen Themen wie Bildung, Energie oder Verkehr stehen – und direkt die entsprechenden Abschnitte der Wahlprogramme lesen.

ZUM WAHL-O-MAT

Sozial-O-Mat
Der Sozial-O-Mat ist ein Informationsangebot der Diakonie, bei dem soziale Themen im Fokus stehen: Familie, Armut, Pflege und Flucht. Uns gefällt besonders, dass dieser Check viel Kontext bietet. So wird etwa erläutert, warum z.B. familienpolitische Themen relevant sind und welche konkreten Auswirkungen politische Entscheidungen auf unser Leben haben. Der Sozial-O-Mat stellt jedes Thema anschaulich anhand von Geschichten einer Person oder Familie dar – vor und nach den politischen Entscheidungen. Diese Geschichten sind fiktiv, basieren jedoch auf Erfahrungen der Diakonie.

ZUM SOZIAL-O-MAT

Dein Wal
Anders als die meisten anderen Wahlhelfer blickt Dein Wal nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit: Die Fragen basieren nicht darauf, was die Parteien künftig vorhaben, sondern wie sie in der Vergangenheit im Bundestag abgestimmt haben. Die Idee kam den beiden „Erfindern“, Martin Scharm und Tom Theile, beim Lesen von Wahlprogrammen: „Moment mal, hat die Partei nicht kürzlich zu diesem Aspekt genau anders abgestimmt?“ Die Fragen von Dein Wal sind recht detailliert und spezifisch – weil sie eben tatsächliche Vorlagen für Bundestagsentscheidungen waren. Beim Thema Bundeswehr geht es z.B. um konkrete Auslandseinsätze und deren Ziele. So konfrontiert Dein Wal dich auch mit Themen, die du in dieser Tiefe vielleicht eher beiseite schieben würdest.

ZU DEIN WAL

Digital durchblicken

Zwei Mädchen am Laptop, Start Coding © nicai systems b-o-b-3

Tipp aus Newsletter 08/2017 vom 07.09.2017

„Etwas zu verstehen bedeutet die Macht zu erlangen es auch zu verändern.“
Ramez Naam, Science-Fiction-Autor

Auch wenn die Digitalisierung immer noch eine viel zu kleine Rolle im Bundestagswahlkampf spielt, so dürfte zumindest uns und euch allen klar sein, dass dieses Thema inzwischen eine enorme Rolle in unserem Alltag – wie wir kommunizieren, arbeiten, spielen usw. – einnimmt. Deshalb gilt: Wer die digitalen Technologien gestaltet, hat bedeutenden Einfluss auf unser aller Leben. Derzeit sind das vor allem die Technologiekonzerne aus dem Silicon Valley. Für viele Leute sind Apps, digitale Dienste und Geräte zwar etwas, dass sie täglich nutzen, bei denen sie jedoch keine Ahnung haben, was unter der Oberfläche passiert.

Wir glauben, dass die digitale Kompetenz, also das tiefere Verständnis für die Dynamiken und Paradigmen der Digitalisierung, ein Schlüsselfaktor für die Gestaltung der Zukunft ist. Und die fängt mit der Fähigkeit an, selbst kleinere oder auch größere Computerprogramme zu erstellen (kurz: programmieren – Englisch: coden). Inzwischen gibt es auch in Deutschland zahlreiche Initiativen, die den Einstieg in eine Programmiersprache einfach machen. Dabei geht es nicht darum, dass wir alle in Zukunft mit Computerprogrammen unser Geld verdienen. Doch Grundkenntnisse in Programmierung sind die beste Möglichkeit, um die Funktionsweise der digitalen Maschinen zu durchdringen.

Wenn ihr euch mit Programmieren beschäftigen wollt, bietet die Webseite Start Coding eine gute Übersicht zum Einstieg. Der dahinterstehende Verein will die Webseite zu einer Art „Gelbe Seiten für die digitale Kompetenz in Deutschland“ ausbauen. Hier findet ihr heute schon zahlreiche Initiativen in ganz Deutschland, die Workshops vor Ort und Online-Kurse sowohl für Erwachsene als auch für Kinder anbieten. Und für diejenigen unter euch, die sich bereits die eine oder andere digitale Kompetenz angeeignet haben, finden bei Start Coding Möglichkeiten, wie ihr eure Kenntnisse anderen vermitteln könnt.

PROGRAMMIEREN LERNEN

 

Bildquelle: © nicai systems / b-o-b-3

Hass hilft

„Das gibt aber kein „Like“ vom Führer.“ – Motiv von hassHILFT.de

Tipp aus Newsletter 07/2017 vom 21.08.2017

Wie – Hass hilft? Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist eine richtig gute Aktion! Hasskommentare in sozialen Netzwerken werden in Spenden umgewandelt und an zwei gute Initiativen weitergeleitet: Exit Deutschland unterstützt Menschen beim Ausstieg aus der rechten Szene und die Aktion Deutschland hilft, ein Bündnis von 23 bekannten Hilfsorganisationen, setzt sich weltweit für Menschen in Not ein.

Und so funktionieren die unfreiwilligen Spenden: Entdeckt „Hass hilft“ oder eine Partnerorganisation (zum Beispiel der FC St. Pauli) einen Hasskommentar auf Facebook, merken sie mit einem humorvollen Hinweis an, dass gerade unfreiwillig 1 Euro gespendet wurde. Ihre Antworten enthalten jeweils Hashtags, über die die Hasskommentare ermittelt und die Spendensumme gezählt werden kann.

Wie kannst du die Initiative unterstützen? Entweder durch eine Spende oder indem du Hasskommentare an „Hass hilft“ meldest. Das kannst du ganz unkompliziert via Facebook-Nachricht machen. Wie? Das wird hier in wenigen Schritten erklärt.

Neben dem humorvollen Ansatz der Initiative gefällt uns vor allem, dass jede*r dazu beitragen kann, dem Hass im Netz etwas entgegenzusetzen – auch oder vor allem wenn man* nicht in direkte Kommunikation mit den Verfasser*innen treten möchte. Bisher kamen über 55.000 Euro an Spenden zusammen, Wahnsinn!

Die Initiator*innen stecken übrigens auch hinter den 2014 im bayerischen Wunsidel gestarteten Spendenmärschen: Bei rechtsradikalen Demonstrationen wird – getreu dem Motto „unfreiwillig spenden“ – für jeden zurückgelegten Meter der Marschierenden Geld für gute Zwecke gespendet. Der TEDx Talk von Fabian Wichmann gibt weitere Einblicke.

MEHR ÜBER „HASS HILFT“

 

Bildquelle: © hasshilft.de

Datenspende – Bundestagswahl 2017

Illustration zumThema Datenschutz und AlgorithmWatch

Tipp aus Newsletter 07/2017 vom 21.08.2017

Wie verändert es unsere Gesellschaft, wenn ich „Angela Merkel“ bei Google eintippe und lauter Berichte der Tagesschau, der Süddeutschen Zeitung oder vom Spiegel angezeigt bekomme, jemand anderes mit der gleichen Suchanfrage aber eher Inhalte von rechts- oder linksextremen Publikationen?

Algorithmen bestimmen immer mehr, welche Inhalte wir auf digitalen Plattformen zu sehen bekommen. Und das kann sich von Person zu Person unterscheiden. Wie genau diese Differenzen ausfallen, wissen wir allerdings nicht, weil Unternehmen ihre Algorithmen aus geschäftlichen Gründen geheim halten. So ist Google nur ein Beispiel von vielen für den zunehmenden Einfluss von Algorithmen auf unsere Gesellschaft. Deswegen setzt sich die Initiative AlgorithmWatch für mehr Transparenz von Algorithmen ein und hat darum das Projekt Datenspende zur Bundestagswahl 2017 gestartet.

Und wie funktioniert das? Du installierst im Browser (Firefox, Chrome) eine Erweiterung. Diese öffnet alle vier Stunden ein Browser-Fenster, ruft in Google und Google News 16 Begriffe („Martin Schulz“, „FDP“ usw.) auf und schickt die ersten zehn Suchergebnisse anonymisiert als „Datenspende“ an den AlgorithmWatch-Server. Aus der Summe der Datenspenden kann AlgorithmWatch dann genauere Erkenntnisse über die Funktionsweise des Google-Algorithmus ziehen.

Bei der Entwicklung der Browser-Erweiterung hat AlgorithmWatch großen Wert auf den Datenschutz gelegt und beschreibt in seiner Datenschutzerklärung ausführlich und verständlich, was genau die Erweiterung macht. Das Projekt ist eine Kooperation von AlgorithmWatch mit zahlreichen Landesmedienanstalten sowie der TU Kaiserslautern. Medienpartner ist Spiegel Online.

Wenn ihr mehr Transparenz über den Einfluss von Algorithmen auf unsere Gesellschaft wollt, ist die Datenspende BTW17 eine so einfache wie großartige Möglichkeit. Es gibt übrigens auch schon erste Ergebnisse.

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